Freitag, 25. April 2008

Die Stimme am schmalen Grat

Was machen Künstler, die ihr ultimatives Meisterstück geschaffen haben? Sie suhlen sich eine Zeit lang im Glanze Ihrer Genialität und beginnen im Versuch einen nächsten großen Wurf zu landen, den langsamen Abstieg in die Unbedeutsamkeit, als ausbleichendes Abziehbild ihrer selbst, begleitet von Drogen, Alkohol und Depression.
Peter Dietrich Blog Tex RubinowitzAlle Künstler? Nein nicht alle! Es gibt ein paar wahre Genies, die es sich am Gipfel Ihres Schaffens gemütlich machen konnten. Sie schaffen sich dort oben ihr eigenes Universum, mit ihren eigenen Regeln, werken locker-flockig dahin und erfreuen ihr Publikum permanent auf´s Neue. Tex Rubinowitz zum Beispiel.

Wer noch? Zucchero, natürlich. (Ich laufe Gefahr, dass ich mit dieser Aussage - unkommentiert - ein paar Credits bei meinen Studierenden verspielen würde, darum lasst mich erklären, warum ich so über Zucchero denke.)

Peter Dietrich Blog Zucchero 5Manche bezeichnen ihn als Schnulzenheini, andere als alternden Kitschbaron. Das sind jedoch Leute, die auch die Frage stellen, wer ist der bessere Italiener: Eros Ramazzotti oder Zucchero? Das geht so nicht! Nach welchen Gesichtspunkten wäre hier zu entscheiden? Abgesehen davon, wo wäre dann Paolo Conte einzuordnen, oder Adriano „je-reifer-desto-besser“ Celentano. Diese Herren spielen jeweils in einer eigenen Liga und Signore Ramazzotti taucht auf den Mannschaftsfoto nicht einmal als Reservist auf.

Peter Dietrich Blog Zucchero 1Lassen wir diese Vergleiche und wenden wir uns Zucchero zu:
Auf den ersten Blick wird Zucchero immer mehr zu einer optischen Symbiose aus Fidel Castro und den frühen ZZ Top. In diesem Stadium der Annäherung könnte auch gnadenlos der Halo-Effekt (siehe Rezension vom 22.4.2008) zuschlagen: Unansehnlicher, ungepflegter Mensch = unhörbare, schreckliche Musik. Doch Achtung! Wir haben es hier nicht mit einem gecasteten, piepsenden Model zu tun, sondern mit einem Musiker, ausgestattet mit einem untrüglichen Gespür für Harmonie und Melodie. Was ihn aber über alle anderen hebt, ist seine Stimme. Es wird berichtet, dass Miles Davis bei den Aufnahmen zum gemeinsamen Duett „Dune Mosse“ immer wieder unterbrechen musste, weil ihn Zuccheros Stimme zu Tränen rührte.

Diese Stimme ist es auch, die Zucchero bei seinem Gang über den schmalen Grat zwischen Kitsch und Kunst im Gleichgewicht hält und ihm erlaubt Lieder zu singen, die ohne Zwischenstopp am Hirn vorbeizischen und einen ganzen Bauch mit Glücksgefühlen füllen können.

So geschehen gerade wieder am 23.April 2008, beim seinem letzten Konzert in der Wiener Stadthalle. Grazie mille :-)

Donnerstag, 24. April 2008

Warum sagt das niemand?

Ort der Handlung: Studio irgeneiner TV-Unterhaltungssendung.

Promi A: Ich bin hier um zu gewinnen!
Promi B: (überlegen lächelnd): Nein, wir sind hier um zu unterhalten und Spaß zu haben.
Promi A: Ich habe am meisten Spaß, wenn ich gewinne!

Mittwoch, 23. April 2008

...und es gibt ihn doch!

Eben per Mail erhalten:

Zollbeamter: Ihren Namen bitte?
Fluggast: Batman.
Zollbeamter: Ihren echten Namen, bitte ?
Fluggast: Mein Name ist Batman.
Zollbeamter: Wollen Sie hier lustig werden ?! Wie ist denn Ihr Nachname ?
Fluggast: Bin Suparman!
Zollbeamter: Verrückter Idiot. Zeigen Sie mir mal Ihren Ausweis.

(Bitte klicken)

Peter Dietrich Blog batman

Dienstag, 22. April 2008

Rezension: Der Halo-Effekt

Ein tolles Buch, das allen Freunden der Schritt-für-Schritt-zum- Erfolg-Kultur einen Strich durch die Rechnung machen wird. Die schnelle Lösung, die eindeutige Antwort auf die alles dominierende Frage: „Was lässt Unternehmen optimal performen?“ gibt es in unserer komplexen Welt nicht, das beschreibt Phil Rosenzweig in diesem Buch sehr eindrücklich.

Peter Dietrich Blog Halo Effekt Phil RosenzweigAllgemeinplätze wie eine starke Unternehmenskultur, eine visionäre Führung oder Kundenorientierung oder Mitarbeiterorientierung oder oder oder... können, müssen aber nicht der Schlüssel zum Erfolg sein.
Rosenzweig argumentiert, dass zahlreiche Management-Gurus, die in ihren Analysen den Heiligen Gral des immerwährenden Erfolges gefunden haben, in Wirklichkeit dem Halo-Effekt aufgesessen sind. Er äußert sich in der Verwechslung von Ursache und Wirkung, der mangelnden Unterscheidung von Korrelation und Kausalität oder dem Wunsch nach einer einzig wahren Erklärung.
Durch die Analyse von Zeitungsartikeln und das Interviewen von Beteiligten bekommt man lediglich Aussagen, die unter dem Eindruck der vergangenen Performance entstehen. So schreibt das Unternehmen beispielsweise hohe Gewinne, weil die Unternehmenskultur stark ist. Genauso gut könnte aber die Unternehmenskultur aufgrund der hohen Gewinne so stark sein. Wer weiß, was stimmt? Das lässt sich durch diese Art der Analyse nicht herausfinden. Der Halo-Effekt hat zugeschlagen!

Wie stark wir Menschen geneigt sind, diesem Wahrnehmungsfehler aufzusitzen, zeigt sich auch bei Phil Rosenzweig selbst. Im letzten Kapitel werden drei – aus seiner Sicht – vorbildliche Manager portraitiert. Leider holt sich der Autor aus den zuvor verteufelten Zeitungsartikel und Autobiografien das Futter seiner Argumentation. Das ist nicht schön; es ergeben – und verfälschen – sich dadurch aber keine zentralen Ergebnisse und Aussagen des Buches.

Mein Tipp: das 10. Kapitel überblättern und die Inhalte Kapitel 1-9 als Brille für einen neuen Blick auf Unternehmen und das was über sie geschrieben wird aufsetzen.

Rezension ist auch online auf www.amazon.de

Phil Rosenzweig
Der Halo-Effekt. Wie Manager sich täuschen lassen.
Offenbach: GABAL-Verlag GmbH 2008,
 300 Seiten
ISBN-13: 978-3897497894

Panini als Jungbrunnen?

PaninialbumJetzt hat´s mich erwischt: Ich sammle Panini-Sticker zur EURO 2008! Nichts ahnend bekomme ich am Samstag zu meinem Big Mac Menü ein Gratis-Album und ein paar Sticker geschenkt. Dealer-Methoden sind das!!! Nach meinem ersten Schock erhole ich mich jedoch relativ schnell – kaufe brav und klebe fleißig ☺
Doch warum mache ich das? Immerhin stammt mein letztes Album von der WM 1986 (!) in Mexiko.

Ich denke es ist meine männliche Antwort auf sozial tolerierte, weibliche Infantilitätsauswüchse: Viel-rosa und Hello-Kitty und noch-mehr-rosa und das-Schaf und noch-ein-bisschen-mehr-rosa, hihi.

Ich regressiere mich also in meine präpubertäre Phase von 1986 und bin happy. Wem geht´s noch so? Suche Sticker-Tausch-Partner!

Erfolgreiche Verlindenbergung

Was uns Udo Lindenberg mit seiner neuen Platte „Stark wie Zwei“ vorgelegt hat, gefällt mir. Ganz easy und relaxed kommen die einzelnen Songs daher und man kann auf Anhieb mitsingen oder zumindest mitsummen. Das liegt daran, dass hier weder textlich noch musikalisch das Rad neu erfunden wurde. Aber das ist man vom guten Udo ja gewohnt.

Peter Dietrich Blog Udo LindenbergWas macht diesen Wurf jedoch zu etwas Besonderen? Es scheint als ob Lindenberg nun tatsächlich zu dem geworden ist, was er uns jahrzehntelang vorgab zu sein. Er passt nun genau in die Image-Schablone, die er für sich entworfen hat. Der Mann, über den Ernst Molden schreibt, er wäre für die Deutschen so zentral wie Bob Dylan für die Welt, hat seinen Transformationsprozess hin zur Verlindenbergung erfolgreich abgeschlossen. Bravo! Endlich nervt sein stimmliches Geseiere nicht mehr. Und dieses ganze Hut-Brille-Schnute-Ding löst keine Amokläufe mehr aus. Udo, ich hoff, du kannst den Zustand halten!

Ganz sicher bin ich mir nicht. Bei der Suche nach Videos auf YouTube stieß ich auf einen Auftritt bei Wetten dass..? Nach dem Auftritt wird klar, wie abhängig der Mann von der Zustimmung eines breiten Publikums ist. Das zu sehen, tut wiederum irgendwie weh...

Montag, 24. März 2008

Me in Black & the Man in Blue

Wer stellt sich schon zu den ebenso erstarrten wie lustig bemalten menschlichen Statue, die sich (hoho) lustig bewegen, wenn man eine Münze in den Hut davor wirft? Nur Touristen - für ein Foto.
Statue Österreicher auf jeden Fall nicht und ich schon gar nicht.
Doch kaum begibt man sich ins Ausland, lässt man anscheinend seine Identität am Check-In-Schalter zurück und schlüpft in jene des Touristen rein.
So geschehen letztes Wochenende in Berlin. Berlin war wieder einmal spitze, aber die Blue-Man-Group hat mich voll erwischt! Wahnsinns-Show!!!

Und was passierte nach der Vorstellung im Foyer?
Völlig paralysiert: Peter Dietrich in seiner Touristen-Hülle, steuert zielsicher einen der drei Blueman in seiner blauen Hülle an. Ganz nach dem Motto: Da ist die Linse - schau her, wie ich grinse :-)

Peter-Blueman
-----

Montag, 25. Februar 2008

„Wir würden dieses Interview jederzeit wiederholen!“

Was kommt raus, wenn zwei Studentinnen, zwei Lektoren interviewen und dabei die Stimmung so gut ist, dass mehr gelacht als geredet wird? Nix Gescheites? Falsch! Wie auch immer sie es angestellt haben, Anna Kallina und Eva Zanzinger stellten ein sehr nett zu lesendes KOMMPress-Interview mit Werner Dorfmeister und mir ins Netz.

KOMMPress-Interview

Vorneweg die Bemerkung: „Wir würden dieses Interview jederzeit wiederholen!“
Ja dann, machen wir das doch, nur diesmal mit umgekehrten Rollen. Ich interviewe die beiden Interviewerinnen. Demnächst hier zu lesen!
-----

Freitag, 15. Februar 2008

Diskussionsbedarf

Mit der UEFA-EURO 2008 findet heuer im Juni der drittgrößte Sportevent der Welt in Österreich und der Schweiz statt. Die garantierte Aufmerksamkeit für die EURO 2008 bietet zahlreichen Unternehmen die Chance, sich in einem attraktiven Umfeld zu positionieren. Die Kreativen sind gebrieft - dicke Extrabudgets reserviert. Kurz: Die EURO 2008 ist ein Eldorado für KommunikationsmanagerInnen. Hier wird geklotzt und nicht gekleckert - und das in großem Stil!

Pod-Disk_EURO-08_www

Doch was ist nun der wahre Sinn des Spektakels?
Kämpfen die Kicker auf dem Spielfeld um Tore und Punkte oder kämpfen die Marken am Spielfeldrand um Image und Umsatz?

Ich freue mich auf eine schöne Diskussion und reges Publikumsinteresse!

Anmeldungen bitte hier!

Die DiskutantInnen:
  • Prof. Dr. Manfred Bruhn, Professor für Integrierte Kommunikation und Marketing; Uni Basel
  • Rainer Fleckl, Stv-Sportchef KURIER und Journalist des Jahres 2007
  • Philipp Krumpel, Account Director CCP,Heye (Werbeagentur des Hauptsponsors McDonald´s)
  • Mag.(FH) Anja Richter, Presse-Sprecherin Wiener Organisationskomitee EURO 2008; Absolventin Inst. f. Kommunikationsmanagement und Weltklasse-Turmspringerin
  • Diskussionsleiter: Mag. Maximilian Mondel, HORIZONT/BESTSELLER
-----

Dienstag, 15. Januar 2008

Wolf Prix: Der Kommunikator

Architekten sind herausragende Gestalten. Kreativ, visionär, unbeugsam, schwarz uniformiert. Ich bin mir sicher, dass der Architekten-Job in einer spontanen Umfrage in den Top-3 der kreativsten Berufe landen würde – ungeachtet dessen, dass ein Großteil ihrer Zunft am Hungertuch nagt. Ein paar wenige Architekten haben es jedoch geschafft. Sie verschaffen sich Gehör und setzen ihre Visionen um – kompromisslos und laut polternd.
Wolf_Prix

Wolf D. Prix, Mastermind des Architekturbüros Coop Himmelb(l)au, ist einer von jenen, die es geschafft haben. Warum? Er hat die Regeln der Selbstvermarktung verstanden und wendet sie konsequent und kompromisslos an.
Er visioniert an einem genialen Grundgedanken (die Realisierung des radikal-dekonstruktivistischen Gebäudebaus), er reproduziert diese Idee in immer wiederkehrender (selbstähnlicher) Weise und vermarktet diese konsequent und merkbar (noch nie fand ein Foto ohne seinen qualmenden Reserve-Phallus den Weg in ein Massenmedium).
Dabei hat er die Spielregeln der Kommunikation und Markenbildung verstanden:
Nütze die Kommunikation nicht als Selbstzweck, sondern um dich und deine Vision zu erklären: „Du musst dich verständlich machen, sonst wirst du nicht verstanden und bekommst die Aggression sofort zu spüren. Man kann durch Kommunikation Gegner nicht zu Freunden machen, aber wenn du die Chance hast, deine Architektur zu erklären, wirst du nicht gleich aufgrund von Vorurteilen als Idiot bezeichnet.“ (Interview im Falter, 1-2/08, 11.1.-17.1.)
Solche Aussagen gefallen mir :-)

Und schon bald schwebt die ganze Geschichte in einer Metaschleife und die Kommunikation schafft Vertrauen, weil man die Abkürzung nimmt und in das Vertrauen der anderen vertraut.
Genial: Ein reziprokes Vertrauenssystem, dessen Ursprung nur noch schwer nachvollziehbar ist und aus sich selbst heraus gestärkt wird bzw. hin und wieder durch einen Stups vom Meister selbst in Schwung bleibt.
Mehr kann Kommunikation nicht leisten. Mehr ist auch nicht notwendig.

Wolf D. Prix ein Einzelfall? Nein, in der gleichen Liga spielt auch Karl Lagerfeld. Aber dann wird´s bald ziemlich dünn.

Bildquelle: http://enr.construction.com/images2/2006/08/060814-wolf-prix.jpg

Weblog von Peter Dietrich

Was mich bewegt. Nicht zu verwechseln mit: was mich bewegt, mich zu bewegen.

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Die Kommunikationswissenschaft ...
Dieses Buch wurde schon in den vorigen Auflagen ganz...
dietrick - 14. Mai, 21:57
Neuerscheinung: Wandlungsorientiertes...
Die PR-Branche versucht sich seit rund drei Jahrzehnten...
dietrick - 1. Sep, 10:54
Gesellschaft auf Autopilot
Wenn mich die Kollegen von the gap bitten, mir Gedanken...
dietrick - 19. Okt, 17:41
Stunde der Stümper oder...
Mit der abgefrühstückten Diskussion über Social Media,...
dietrick - 19. Okt, 17:32
one, two, triple black
Bei Motorrädern bin ich ja ganz bei Henry Ford: "Das...
dietrick - 24. Mai, 13:32

Suche

 

Status

Online seit 5872 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 14. Mai, 21:59

Credits


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren